Die Zeiten sind vorbei, in denen ein Auto als rein mechanisches Wunderwerk jemanden von A nach B bringt.
Das Auto von morgen (eigentlich schon von heute) ist vor allen Dingen ein Wunderwerk des Digitalen und der Vernetzung. Ein Computer mit Rädern, der zukünftig gar kein Smartphone mehr braucht, sondern selbst zum konnektiven Smart Car geworden sein wird.
Die digitalen Techniken sollen Autos nicht nur komfortabler, sondern auch sicherer machen. Das hat auch Folgen für die Anbieter von KFZ-Versicherungen.
Nach einem Beschluss der Europäischen Union sollen ab Mai 2022 alle neuen Modellreihen und ab 2024 jeder einzelne Neuwagen mit einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Assistenzsystemen ausgestattet werden, unter anderem mit einer Black Box – so wie man das schon aus dem Flugzeug kennt.
Das Auto zeichnet also fleißig Daten über das Fahrverhalten und Zustände des Fahrzeugs, seiner Komponenten und Insassen auf.
Noch ist nicht klar, wer in welcher Weise Zugriff auf die Daten hat oder haben darf. Datenschützer befürchten schon den gläsernen Autofahrer, dessen Fahrdaten gegen ihn verwendet werden.
Die Fahrerassistenzsysteme, abgekürzt ADAS (Advanced Driver Assistance System), produzieren große Datenmengen, an denen auch die Versicherer interessiert sind.
Auf der Grundlage von fahrzeugbasierten Telematikdaten wäre man in der Lage nutzungsbezogene Versicherungspolicen anzubieten, die genau auf den jeweiligen Kunden abgestimmt sind.
Autofahrer dürften sich dann über günstigere Policen freuen. Kämen andere Datenquellen wie aus dem Smartphone oder dem ÖPNV dazu, wären völlig neue Arten von Policen möglich, die die Nutzer in ihrer gesamten Mobilität absichern würden.
Die deutschen KFZ-Versicherer stoßen dabei auf neue Herausforderungen, denn sie sind voraussichtlich dann auch nicht mehr allein auf dem Markt. Angrenzende Branchen, Software-Firmen, die ihre Kompetenz in der Verarbeitung und Analyse von großen Datenmengen haben, aber auch die Hersteller von Autos und Autoteilen könnten auf dem Parkett mitmischen und eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellen.
Wichtig dabei ist vor allen Dingen die Frage nach der Hoheit über die gewonnenen Daten.
Die Versicherungen befürchten eine Monopolisierung der Fahrzeugdaten durch die Automobilhersteller. Das will die Branche natürlich verhindern und so setzt sich der Dachverband der europäischen Versicherer mit der Datenschutzkampagne “#data4drivers” dafür ein, dass die Verfügungsrechte bei den Autofahrern und Fahrzeughaltern liegen.
Um die Standardisierung des Datenaustausches zu gewährleisten, befürwortet die Branche daher herstellerunabhängige Plattformen in den vernetzten Autos, damit die Endkunden auch wirklich die freie Wahl haben, von wem sie sich datenbasiert versichern lassen.
Der vermehrte Einsatz von ADAS führt der Logik nach auch irgendwann zum führerlosen Auto. Mit gesteigerter Automatisierung verändern sich aber auch die Art der versicherten Risiken.
Es ist durchaus möglich, dass die Schadenfolgen unbeständiger und nicht mehr so eindeutig vorhersehbar sein könnten. Damit wäre es für die Versicherungen nicht mehr so einfach, Pooling zu betreiben, also das Zusammenfassen von Risiken über eine Vielzahl von Versicherungsteilnehmern, um potentiell hohe Verluste zu reduzieren.
Die KFZ-Versicherer sind sich all dieser Herausforderungen jedoch bewusst und man darf gespannt sein, was die Digitalisierung und Vernetzung unserer Autos noch mit sich bringen wird.